Volksgeschichten





Wenn es einen Ort gibt, wo die Volksgeschichte sich zeithindurch entwickelt hat, dann ist es die Sahara. Die Saharawis haben eine ausufernde Vorstellungskraft und sie drücken sie in ihren Versammlungen aus. Diese Imagination grenzt manchmal an das Unwirkliche mit paranormalen Geschichten, wo die Engel mit dem Teufel verkehren und wo das Gute das Böse bekämpft.



Es kommt vor, das das Meisterwort der Volksgeschichte sich von der Tierumgebung inspirieren lässt, um ihre Helden (Schlange, Wolf, Gazelle…) zu wählen. Es kommt auch vor, dass ihre Helden vollkommen imaginär sind und vom Leben in der Wüste wie  Nir-Boukra und Chartate inspiriert sind.



Die Nacht bleibt das höchst günstige Moment, um den Kindern vor dem Einschlafen und den Erwachsenen während der spätstündigen Versammlungen Volksgeschichten zu erzählen. Der Geschichteerzähler bietet alle seine Gewandtheit und all seine Beredsamkeit auf, um seine Geschichten zu erzählen, um bestens seine Botschaften und seine Moralität durchgehen zu lassen.

Der Geschichteerzähler ist oft im fortgeschrittenen Alter oder sogar ein Greise (Chibani/Kahala).  Sie haben im Allgemeinen mehr Erfahrungen als die Jugendlichen im Bereich der Volksgeschichten. Sie beherrschen die Regeln der Erzählung Hassanie und  die damit verbundenen Gesten.
  
Die Volksgeschichte Chartate ist die Wohlbekannteste in der Sahara. Alle Geschichten um Chartate erzählen, dass es sich um einen Menschen handelte, der in den vier Ecken der Wüste lebte. Andere benutzen dieses Wort, um die Tücke und um die Stärke einiger Tiere wie des Wolfs oder des Löwen zu qualifizieren. In anderen Geschichten wird Chartate als ein Wesen, das halb Mensch halb Wild ist, das sowohl Kleinen als auch Grossen  Angst einjagt, dargestellt.

  


Die Volksgeschichte in Form des Volkssprichwortes

Die Volksgeschichte kann die Rolle des Volkssprichworts einnehmen wie „Loch für einen Blinden“, es handelt sich um ein Volkssprichwort, dessen Basis eine Volksgesichte ist und wonach ein Blinder, wenn er spucken möchte, grub er ein Loch, spuckt er außerhalb dieses Loches und deckt er woanderes als den Loch, den er gegraben hat. Dieses Volkssprichwort steht dem Vers des arabischen Lyrikers. „Ich sage ihm Zaiden, hört er Khalid, schreibt er Omar und liest er Bakr“.

Dasselbe gilt für das Volkssprichwort „der Wolf tut so als er die Schaffen nicht hüten möchte“, seine Bedeutung ist, dass der Wolf ablehnt, die Schaffe zu hüten und ähnelt beinahe der Volksgesichte des Wolfes und Eggers. Als der Egger den Wolf dazu eingeladen hat, dass er die Schaffe hütet, gab der Wolf vor, nicht davon betroffen zu sein. Seine Gleichgültigkeit und seine Ablehnung verwandelten sich in ein Sprichwort, das bei den Menschen im Umlauf geworden ist.                   


    
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