Die Kamelzucht

Die Beziehung des Mannes Sahraoui mit den Kamelen geht auf graue Vorzeit zurück. Bei den Sahraouis, das  Kamel wird als das Saharaschiff (Safinatou Assahra) wegen seiner Ausdauerkapazitäten während den langen Verreisungen in der Wüste betrachtet.





Das Kamel hat eine besondere Stelle im Leben der Sahraouis seit geraumer Zeit eingenommen. Es nimmt sie  auch für jungen Generationen weiter ein, die der Rolle der Kamele in der Entwicklung ihrer Vorfahren bewusst sind: es war ihre hauptsächliche Erwerbquelle und ihr alleiniger Beförderungsmittel.

Die Kamele sind widerstandsfähige Tiere, die sich ohne Schwierigkeit am Wüsteleben wie die Beduinen anpassen. Die Kamele sind zart und sind durch eine große Intelligenz charakterisiert. Sie sind ruhig und effizient, wie auch die klimatischen Bedingungen sein mögen.

Sie teilen dieselben Gefühle wie ihr Herr: wenn dieser in Angst gerät, die Kamele reagieren konsequenterweise darauf und verteidigen ihn. Sie können manchmal ihren Herr vor einer bevorstehenden Gefahr  warnen, in dem sie ihren Schlag in Richtung dieser Gefahr bewegen. Sie stehen dann auf und laden ihren Herr dazu ein, den Ort zu verlassen.


Dieses hingebungsvolle Verhalten macht aus den Kamelen die treusten und geliebtesten Gefährten der Sahraouis.

 



Der Kamel und dessen Beziehung mit der Geliebte und dessen Umgebung in der hassanschen Literatur

Es gibt keinen Menschen in der Welt, dessen Beziehung stärker mit dessen Naturumgebung ist, als die Beziehung der Söhne der Sahara mit den Kamelen.

 Es handelt sich um die Beziehung, die auf Grund der Dynamik und der Wichtigkeit der Kamele im Leben der Söhne dieser Region, die auf die Sonne dieser Welt und auf das Unwetter dieser Erde offen ist, sich in eine Beziehung des Vertrauens und der Verwandtschaft verwandelt hat, so dass der Kamel ein Kusin der Bewohner dieser Region geworden ist, er ist der Retter im Krieg, er ist der Ernährer und der Ertränker gleichzeitig und er ist der jenige, der alles zur Verfügung stellt, was das Leben in der Wüste erforderlich macht, die Beziehung zwischen dem Menschen und dem Kamel ist auf diese Weise eine Beziehung der Treue und der Liebe und eine Beziehung der Dankbarkeit, da nun dieses Wundertier Geduld, Ausdauer und Opferung aufbringt.

Der Kamel in einer fest definierten Bedeutung ist der Reitkamel, der einen wichtigen Platz in der hassanschen Literatur einnimmt, dank dessen der Sahraoui seine eigne Welt geschaffen hat und der darin den treuen Freund gefunden hat. Dieser Kamel bringt ihn die Geleibte näher fernab der Beobachter, lärmfrei und ohne die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dieser Freund, der sich immer mit Geduld wappnet und der nicht mit Mühe spart, wenn auch dies ihm das Leben kosten wird und kann.

Wenn wir auf den Titel dieser Intervention „Beziehung des Kamels mit der Geliebte und dessen Umgebung in der hassanschen Literatur“ zurückkommen, werden wir eine Reihe von Beispielen ausfindig machen… wir werden eine Operation der Auswahl vornehmen, die nicht vorgibt, alle Aspekte dieses Themas zu behandeln. Es ist uns aber gelungen, die Beispiele, die ihm nah sind und die ausdrucksvoll sind, auszuwählen. Wir haben in dieser Intervention versucht, die Stelle des Kamels hervorzuheben: (Azouzal, Markoub, Sideh) beim hassanschen Lyriker, der mit diesem Kamel umgeht, als ob er ein Teil beziehungsweise ein effizienter Partner in der Operation wäre  und als ob er in Verschwiegenheit daran teilnähme… Dies wird den verliebten Lyriker dazu veranlassen, dass er seinen Kamel nicht Gegenstand eines Verkaufes beziehungsweise eines Austausches macht… der Lyriker Yazid Ould Hedar sagt bezüglich Sadeh eines weiblichen  Kamels:

     
                                 أنَْهَــــارَاتِ يَالتِّيمِرْكِيتْ        لَثْنَيْنْ اعْلِيكْ امْنَيْنْ امْشَيْتْ

                                وَاحِْد مِنْ لِمَّلَّ وَسَيْـــــتْ        اغَنْجَيْدِيتْ اعْلِيكْ انْهَــــارْ

                                أوَسِّيتْ اعْلِيكْ اغَنْجَيْدِيتْ       انَْْهَارْ امْن احْوَيْفِرْ لِــحْمَارْ

                                أمِنْ ذِيكْ السَّاعَ لِمْغَلِّــيكْ        مابِعْتِكْ فِي أغْنَيْــمَ وَأوْزَارْ

                                وَ الاَّ فِي ابَّعْـرَ وامْخَلِّيكْ        مَاعِدْتِ عِشْرَ مِنْ لِــــعْشَارْ

                                                  أنْهَارَاتِ

 

 

Dieser weibliche Kamel (Sideh) genießt einen symbolischen Wert und kommt aus dem Kreis des normalen Umgangs heraus, er wird nicht verkauft, nicht angekauft und nicht ausgetauscht. Die Mission, die er erfüllt und erfüllen wird, steht noch bevor, ihre Realisation ist noch möglich… diese symbolische Beziehung des Kamels beziehungsweise des Markoubs als Teil des Treffens mit der Geliebte ist ein wichtiger und edler Aspekt in der hassanschen Literatur, sie bedient sich der Symbolisierung des Ortes und dem verschwiegenen Hinweis, um die Liebe zum Ausdruck zu bringen.

Wenn wir auf die alten Texte der hasanschen Literatur zurückkommen, können wir die Bemerkung machen, dass der Kamel stark durch seine gedulden Reisen anwesend ist und dass er vom Ort der Entfernung und der Expatriierung in den Ort der Geliebte übergeht. Einer der ältesten Texte, der diese Richtung eingeschlagen hat, ist der folgende Text:

  
إظَلْ أهَيْكـــــــــُولْ يَوْمْ كَلْفُ             مِنْ تِيمُكْرَارْ لآو كار
يِهْبِشْ في الشَّصْ رَاصْ كَفُّ             ثَبْشْ الشِّرَّارْ فَالرَّارْ

                                     
Dieser Text verleiht dem Kamel eine Bezeichnung, die seiner Eigenschaft entstammt und verwandelt ihn symbolisch in „Ahikoul“ den Riesigen. Die Sprache, die in dieser Bezeichnung verwendet wird, beinhaltet eine völlige Verheiratung zwischen der sanhajischen Sprache und der hassanschen Sprache. Die hassansche Sprache dennoch behält die ursprüngliche Bedeutung bei, „Chirar“ ist ein berberisches Wort und bedeutet das Werkzeug, womit der Eisen geschärft wird, und „Arar“ bedeutet „Afernan“, mit anderen Worten hat die hassansche Sprache der sanhajische Sprache ihrer Struktur unterworfen… „der starke Kamel reitet schnell, schärft die Steine wie der Eisen geschärft wird und schneidet den dünnen Baum Yatoua.

Und nach dem die hassansche Literatur nicht mehr auf die Sänger und in einer darauf folgenden Epoche auf Beni Hasssan beschränkt wurde, fingen Beni Bidani an, diese Literatur in Umlauf zu bringen und wurde ein ästhetischer literarischer Ausdruck, wo die Kamele mit Stärke anwesend sind, was die Beschreibung und das Loben anbetrifft und als Ausdruck für die Dankbarkeit, insbesondere seitens der Geliebte, die in der Regel starke Kamele besitzen, die lange Strecken in Rekordweise zurücklegen können.

 Die Beschreibung der Reise, ihre Schwierigkeit und die Mühe, die der Kamel während dieser Reise aufbringt, sind kennzeichnend für diese Literatur. Wir haben keinen ausfindig gemacht, der dies eine Studie gewidmet hat, außer dem Forscher und Studenten Boya El Atik Maouelainin in seinem Werk „Auszüge aus der hassanschen Literatur“, wo er ein Kapitel abgefasst hat, den er „Kamellyrik“ benannt hat, wo er einige Beispiele aufführt. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die Reise in der hassanschen Literatur lenken, finden wir, dass es sich um eine imaginäre Reise handelt, die den Lyriker heimsucht, wenn er dessen Kamel sichtbar wird beziehungsweise wenn sie sich auf diese Reise vorbereiten. Diese psychische Reise kann leicht bewerkstelligt werden und auch das Element Zeit kann ihr keinen Hindernis legen. Es handelt sich um Tage, wo die Beobachter vielfältig sind oder wo auch das Treffen mit der Geliebten verhindert werden kann. Deswegen finden wir den Emir und revolutionären Lyriker Ibrahim Ould Bekkar Ouled Souid Ahmed (Brahim Ould Brahim) die Frage aufwerfen:

  حَدْ ارْكَبْ مِنْ عَنْدْ أمُدْلاَنْ      جَمْلُ سَابِگ وَاصْلُ مگدِرْ
                                مَايَجْبَرْ وَنّـــَاسِتْ لَكْنَـــانْ      ذِيكْ الِّ عَنْدْ اسْوِيدْ انْبِرْ؟؟

Und trotz der Tatsache, dass die Reise imaginär ist, da nun das Wort „Had“ aufgeführt wird, legt er die Basis des Reiseplanes den Kamel, der einen starken Geliebten trägt, der seiner Gelibeten gegenüber zu fliegen scheint. Die Reise kommt vor, als ob all deren Bedingungen vorrätig sind, sie ist realisierbar, wenn auch die Ergebnisse nicht sicher sind.

Aus der Intervention Mohamed Amine Ould Ahdana
Laâyoune – die erste internationale Kamelausstellung
5.-8. März 2008
                


    
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