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« Lasm » und die Taufgewohnheiten in der Sahara

Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Traditionen und Sitten, die sie sich darum bemüht, sie einzuhalten, sich an sie festzuklammern und sie zu verheiligen. Auch die Gesellschaft Sahraouie in den Sudprovinzen des Königreichs kennzeichnet sich durch eine Reihe von Traditionen und Sitten, die entweder die Lebensart, die Bekleidung, die Festlichkeit oder das Betragen in all seinen Aspekten betreffen. Daneben bestehen andere Sitten mit Bezug auf den  Ortumzug, den Aufenthalt, die Viehfuttersorte, die Weberei der Zelten, den Erwerb des Kamelfells, auf die Zusammenarbeit während der Beackerung, der Ernte, der Einsäung, der Tränkung des Viehs und seines Unterhalts und der Malerei und auf Sonstiges wie die Traditionen der Kindtaufung, die bei den Sahraouis „Lasm“ genannt wird mit Betonung des S und des M.

In diesem Rahmen haben sich die Sahraouis dazu verpflichtet, anlässlich der Geburt des neuen Kindes aufzuopfern und die Gäste zu verpflegen zur Bekanntmachung dieses Ereignisses. Mit diesem Ritual, das mit diesem Ereignis einhergeht, steht das Geschlecht des Neugeborenen männlich beziehungsweise weiblich in Verbindung, sodass die Namen, die dem Neugeborenen zuteil werden, von einander abweichen. Wenn der Neugeborene männlichen Geschlechts ist, wird dessen Vater gesagt: (gesegnet sei der Junge) oder (möge Gott die Gemeinde größer machen), aber wenn der Neugeborene weiblichen Geschlechts ist, wird dem Vater gesagt: (gesegnet sei das Mädchen). Und beidefalls wird auch gesagt: (möge Gott den Neugeborenen beschützen).

Und zu diesem Ritual kommt auch hinzu, dass es entsprechend der islamischen Scharia ins Rechtsohr des Neugeborenen der Aufruf zum Gebet zugeflüstert wird und dass das Gebet im Linkohr gemacht wird. Somit wird der Neugeborene als Erstes die Wörter des Aufrufs zum Gebet entgegen empfangen, mit all dem, was die Großartigkeit Gottes impliziert. Darüber hinaus wird ihm die Schahada (Glaubensablegung) beigebracht, womit er Einzug in diese Welt hält beziehungsweise sie verlässt. Der Neugeborene wird auch mit Datteln gefüttert, was ärztlich gesehen von Vorteil ist.

„Lasm“ beziehungsweise die Taufung in den Saharaprovinzen erfährt auch das Abhalten einer einfachen Feier, wo es gewöhnlich ist, nicht die Taufung pompös zu machen. Die Feier findet am siebten Tag statt und es wird am ersten Tag je nach Geldkraft der Familie aufgeopfert. Die Frau Sahraouie brachte ihr Kind in der Vergangenheit bei ihrer Familie zur Welt und die Haare des Neugeborenen werden am 40 Tag abgeschnitten. Wenn aber wie heute die Frau Sahraouie in ihrem Heim den Neugeborenen zur Welt bringt, werden die Haare des Neugeborenen bei der Familie der Mutter, d.h. bei den Onkeln mütterlicherseits abgeschnitten.

Was die Taufung des Neugeborenen anbetrifft, erfolgt dies bei der Gesellschaft Sahraouie über eine Operation „Khbit Elaoud“. Diese Operation ähnelt der Verlosung. Sie wird vom Großvater, von der Großmutter, vom Führer des Stammes oder auch vom Scheikh Lafrig (einer Gruppe von benachbarten Zelten in Form eines Wohnviertels, das gemeinschaftlich verwaltet wird), durchgeführt. K wird ägyptisches J ausgesprochen. Es wird die Wahl zwischen einer Reihe von kandidierten Namen getroffen, die in der Tat entweder die Namen der Onkel väterlicherseits und mütterlicherseits oder die Namen der Führer des Stammes und dessen Helden sind. Die Gewohnheit besteht in diesem Fall darin, dass der Träger des Namens, der gewählt wurde, sich dazu verpflichtet, der Familie ein Geschenk diesanlässlich anzubieten oder wenn der Neugeborene das Beschneidungs oder Heiratsalter erreicht.

 
 
 

  
  
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